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Monte Rosa
Zumsteinspitze, Signalkuppe, Parrotspitze, Ludwigshöhe, Vincentpyramide, Balmenhorn

Balmenhorn Die Anfahrt ins italienische Gressoney-Tal ist schon ziemlich lang, so daß wir erst mal alle Glieder ausschütteln, nachdem wir am späten Nachmittag in Staffal geparkt haben. Dann packen wir die Rucksäcke, schnüren die Bergstiefel und machen uns auf den Weg hinauf zum Rifugio Gabiet. Zunächst durch eine steile Wiese, dann auf breitem Fahrweg wandern wir in das Tal hinein. Nach Überwindung einer Steilstufe erreichen wir nach gut anderthalb Stunden die Hütte. Wir werden freundlich empfangen und ohne viel Worte bugsiert uns der Hüttenwirt in den Fernsehraum, wo noch die Verlängerung des WM-Spiels Deutschland - Argentinien läuft. Danach werden wir mit einem leckeren Vier-Gänge-Menü abgefüttert. Nach ausgiebiger Dusche und einem gemütlichen Abend ziehen wir uns in das schöne Zweibettzimmer zurück.
Parrotspitze, dahinter Ludwigshöhe Am nächsten Morgen weckt uns strahlender Sonnenschein. Wir frühstücken, packen und schlendern dann hinab zur Mittelstation der Seilbahn zum Salatipaß. Sie übernimmt für uns das erste Stück des Aufstieges. Von der Bergstation wandern wir in einer Stunde durch die Flanke des Stolemberges zur Punta Indren, wo die Seilbahn aus Alagna endet. Hier tauschen wir Shorts und T-Shirt gegen höhentaugliche Sachen und über erste Schneefelder und den Indrengletscher geht es weiter. Nach der Kraxelei durch eine felsige Steilstufe erreichen wir die Mantova-Hütte, rasten kurz und steigen dann hinauf zu unserem vermeintlichen Tagesziel, der Gnifetti-Hütte. Wir treffen schon am frühen Nachmittag ein, doch es ist Wochenende und die Hütte ausgebucht. Weder für Geld noch für gute Worte findet die Wirtin ein Lager für uns, nicht einmal einer Übernachtung im Winterraum stimmt sie zu. Parrotspitze Nach zwei kurzen Telefonaten wissen wir, daß es in den Hütten in der Nähe nicht besser aussieht. Da ist guter Rat teuer, doch der Abstieg ins Tal für uns ausgeschlossen. Wir ziehen die Karte zu Rate und erkennen den Ausweg - die Biwakschachtel auf dem Gipfel des Balmenhorns. Also steigen wir den steilen Garstelet-Gletscher hinauf und nach zwei Stunden sowie einer kleinen Kraxelei erreichen wir den Gipfel mit der überlebensgroßen Christusstatue und der kleinen Biwakschachtel. Leider sind die sechs Matratzen im Dach schon belegt, aber wir krallen uns noch einige Decken und machen es uns auf den Bänken bequem. Sogar ein Gaskocher ist vorhanden, auf dem wir unermüdlich Schnee schmelzen. Vincentpyramide vom Balmenhorn Als die Sonne sich langsam senkt, ist die Zahl der Übernachtungsgäste allerdings auf fünfundzwanzig gestiegen. Wie die Heringe sitzen wir um den Tisch. Aber die Italiener sind unkompliziert, jeder trägt etwas zum Abendessen bei, und so wird es eine enge, aber gemütliche Runde. Zur Bettzeit suchen sich alle einen Platz, die Bänke und der komplette Fußboden sind belegt.
Der nächste Morgen sieht uns gerädert und zerknittert. Wir warten, bis die ersten Wilden aufgebrochen sind, dann gibt es ein gemütliches Frühstück. Schließlich machen auch wir uns auf den Weg hinauf zum Colle del Lys. Signalkuppe von der Parrotspitze Unser erstes Gipfelziel ist die Parrotspitze. Wir umgehen sie zunächst linkerhand und steigen dann am Nordostgrat hinauf. Schnell wird der Grat schmaler und der Wind heftiger, doch nach kaum zwei Stunden vom Balmenhorn stehen wir auf unserem ersten "echten" Monte-Rosa-Viertausender. Wir rasten auf dem Schneegrat und genießen die tolle Sicht auf Lyskamm, Matterhorn, Signalkuppe und Co. Zum Abstieg wählen wir den Westgrat, der in einer Felsstufe endet. Wir steigen ab in das etwas windgeschützte Piodejoch und im Gegenanstieg erreichen wir schnell den Gipfel der Ludwigshöhe. Von hier steigen wir nach Süden ab in Richtung Schwarzhorn, einem formschönen Felszacken. Aber in dessen steiler Firnflanke turnen einige ungesicherte Italiener herum, die sich auch nach längerer Wartezeit nicht für Auf- oder Abstieg entscheiden können. Also verzichten wir und bummeln wieder hinab Richtung Balmenhorn.
Capanna Regina Margherita Doch ein Viertausender wartet noch am Weg - die Vincentpyramide. Vom Balmenhorn geht es hinab zum Sattel und dann etwas öde die Firnhänge hinauf zum Gipfel. Danach steigen wir endgültig ab und erreichen schon nach dem Mittag die Gnifetti-Hütte, unser heutiges Nachtquartier.
Am nächsten Morgen machen wir uns wieder auf zum Colle del Lys. Gleich hinter der Hütte seilen wir uns an und gehen hinüber Richtung Haupttrasse. Doch schnell geht uns der Spaß aus, mein Seilpartner steckt bis zur Hüfte in einer Spalte. Und das trotz der morgendlichen Kälte. Fix hat er sich befreit, doch das nächste Stück durch die Spaltenzone gehen wir ziemlich konzentriert. Auf der ausgetretenen Trasse wird es sicherer, aber auch steiler und nach zwei Stunden stehen wir erneut am Lysjoch. Zumsteinspitze, Dufourspitze, Nordend von der Signalkuppe Dann geht es etwas abwärts an der Parrotspitze vorbei und schließlich in weiteren zwei Stunden steil hinauf zum Gipfel der Signalkuppe. Hier steht das höchstgelegene Bauwerk Europas, die Hütte Capanna Regina Margherita. Wir lassen uns unsere Lager zeigen und halten ein kleines Mittagsschläfchen. Am Nachmittag wollen wir noch auf die Zumsteinspitze, aber Wolken sind aufgezogen und alle Gipfel in dichtes Grau gehüllt. Also verbringen wir einen gemütlichen Abend auf über viereinhalbtausend Metern.
Der nächste Tag beginnt mit stechenden Kopfschmerzen - die Höhe. Doch bei Tee und frischer Luft vergehen sie rasch. Und auch die Wolken haben sich verzogen.Lyskamm, Matterhorn Wir steigen hinab in den Sattel Col Gnifetti und auf schmalem Grat hinauf zur Zumsteinspitze. Links geht es zweihundert Meter hinab, rechts liegt mit über zweitausend Metern die größte Steilwand der Alpen; ich gehe ein paar Zentimeter weiter links. Die letzten Meter klettern wir durch leichten Fels, dann stehen wir auf dem vierthöchsten Gipfel der Alpen. Die Sicht ist phantastisch, die Dufourspitze ist zum Greifen nah, jede Menge Alpengrößen stehen im weiten Rund.
Morgen auf der Signalkuppe Auf bekannten, ausgetretenen Wegen beginnen wir den Abstieg und erreichen am Nachmittag wieder das Refugio Gabiet, wo wir genauso herzlich wie beim ersten mal empfangen werden. Nach einer Dusche fühlen wir uns wieder zurück in der zivilisierten Welt. Und am Abend stoßen wir mit dem leckeren Hauswein kräftig auf jeden bestiegenen Viertausender an, auf das schöne Wetter, das Biwak, die Hütten ...
Nach einer wundervoll durchschlafenen Nacht schleppen wir am nächsten Morgen nicht nur die schweren Rucksäcke zu Tal, sondern auch an Umfang und Gewicht stark vergrößerte Hauswein-Schädel. Durch Gressoney- und Aostatal rollen wir hinüber in die französischen Alpen zu neuen Touren.

Juli 2006

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